Neben den Höhepunkten seiner vier Jahrzehnte dauernden Karriere wurden auch die „Top 10 der Verrisse“ präsentiert.
Von Verena Holtkamp, Bocholter-Borkener-Volksblatt
BOCHOLT Bio selbst versteht sich als Moderator und Gastgeber. Nicht jedoch als Showmaster. Und genau so präsentierte sich Alfred Biolek auch am Samstagabend im Brauhaus. Genüsslich kramte der von Thomas Gottschalk als „Meister der anspruchsvollen Unterhaltung“ Gerühmte in alten Erinnerungen und plauderte aus alten Zeiten. Da war zum Beispiel die im Herbst 1963 erstmals ausgestrahlte ZDF-Serie „Tipps für Autofahrer“, in der Bio gut gemeinte Ratschläge erteilte.
Vier Jahrzehnte in der deutschen TV-Unterhaltung sind für den studierten Juristen passé. Auf einer großen Leinwand präsentierte der 73-Jährige deshalb am Abend in seinem Programm „Mein Theater mit dem Fernsehen“ Ausschnitte aus seinen früheren Sendungen. Und bewies allein bei der Auswahl viel Humor. Gemeinsam mit den Kessler-Zwilligen wagte er einst einen hemmungslosen Stepptanz, über den er sogar am Abend noch ungetrübt schmunzeln konnte. Auch die feine Dame, die ihre Brüste Walzer tanzen ließ, blendete Biolek in seinem Programm nicht aus. Sein coolstes Gespräch mit Arnold Schwarzenegger, sein schrillstes Gespräch mit der Rosenfrau sowie seine beklemmenste Unterhaltung mit zwei Ausschwitz-Überlebenden – all dies und vieles mehr bekamen die Zuschauer am Abend auf der Leinwand präsentiert. Natürlich heiter kommentiert von Dr. Alfred Biolek persönlich.
Eins musste der leidenschaftliche Koch am Abend selbstironisch feststellen: „Ein Glück, dass es damals erst drei TV-Sender und noch keine Fernbedienung gab!“ Nur deshalb habe sich so manche Sendung von ihm über Wasser halten können, reflektierte der TV-Unterhalter selbstkritisch. Ausschnitte aus „Am laufenden Band“, „Bios Bahnhof“, „Boulevard Bio“ und „Alfredissimo“ flimmerten am Abend auf der Leinwand. Selbst scharfe Kritik aus den Medien klammerte Bio nicht aus und ließ von seinem Bühnenpartner Rainer Bielfeldt blitzartig die Top 10 der Verrisse verlesen. Platz eins sicherte sich dabei „Biolek – eine Folter“. Aber auch Umschreibungen wie „Schmusetalker“ und „trauriger Uhu“ landeten in der Hitparade.
Nach der Pause holte sich Biolek zwei bekannte Talkgäste auf die Bocholter Bühne: Mit WDR-5-Moderatorin Sabine Brandi und dem Journalisten und Fernsehproduzenten Friedrich Küppersbusch schwatzte er über Beruf und Privates. Am Ende wussten die Besucher von Biolek mehr als vom Nachbarn gegenüber. Auch sein legendäres „Mmmh“ wurde nicht ausgespart. Gute Unterhaltung, wie Bio sie stets für sein TV-Programm wünscht, war dieses Bühnenprogramm zweifellos.
Ein humorvoller Jurist
Alfred Franz Maria Biolek wurde am 10. Juli 1934 im heutigen Karviná in Tschechien geboren. Als Kind wollte er Zirkusdirektor, Dirigent oder katholischer Priester werden. Schließlich entschied er sich für ein Jurastudium. Mit seinen humorvollen Witzen fiel Bio schon früh auf und konnte überzeugen: „Der Mann gehört ins Programm“.
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