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Christmas Moments

Von Michael Stukowski, Bocholter-Borkener-Volksblatt
BOCHOLT Weihnachten, einmal musikalisch gegen den gewohnten Strich gebürstet – dazu lud jetzt die Bühne Pepperoni ins Brauhaus ein. Einen ganzen Sack voller traditioneller und moderner Weihnachtslieder hatte der Pianist und Komponist Thomas Schwab mit nach Bocholt gebracht. Ein Sextett aus weiblichen und männlichen Stimmen trug die perfekt einstudierten Lieder vor. Und eine Band, die neben einem Streicherquartett mit Keyboard, Saxofon, Bass- und E-Gitarre sowie Drums für eine swingende Weihnacht sorgen sollte.
Die exzellenten Musiker verrieten ein beachtliche Bandbreite: Leuchtende Gospels und Spirituals, Balladen, die treffsicher aufs weihnachtliche Herz zielten, und manche rockige Popnummer wurden genauso professionell geboten wie die klassischen Stücke. Dass die Künstler dabei auf pathetische Gesten und künstliche Gefühlsduseleien verzichteten, war angenehm.
Anstelle der jetzt üblichen Tannenbaumzapfen und Kerzenarrangements sorgte eine Video- und Lichtershow auf der Bühne für das adventliche Flair. Nur an den im wahrsten Sinne größten Show-Gag musste man sich erst mal gewöhnen: Der skurrile Weihnachtsengel, den der Verwandlungskünstler Nikhil alias J.C. Leal auf seinen mannshohen Stelzen gab, war fast vier Meter hoch und tauchte immer zu den ungelegensten Momenten auf. Er flitzte zuweilen so zittrig auf der Bühne herum, dass man immer mit einem „gefallenen Engel“ rechnen musste und unwillkürlich den Kopf einzog.
Ganz anders dagegen die Musik. Hatte Sängerin Uly Mathias bereits mit dem fetzigen „Operator“ kräftig eingeheizt, so bekamen die Künstler das Publikum spätestens mit dem anheimelnden „Santa’s Blues“ in den Griff. Den Titel sang Bobby Alexander mit so viel Temperament und Herzblut, dass der Funke sofort in die Reihen übersprang. Auch die Spirituals und Traditionals wie „Amacing grace“ oder „O happy day“ waren ganz von seiner ergreifenden Seelentiefe getragen. Stimmtechnisch ebenfalls brillant: David Moore. Das gefühlvolle „His eye is on a sparrow“ lotete er mit seinem schmeichelnden Timbre genauso gekonnt aus wie die romantische „Stille Nacht“, die durch Andreas Steffans gleißende Saxofonläufe – wie vieles an diesem Abend – einen herrlich jazzigen Touch bekam.
Unter den Solistinnen verdiente sich Meike Anlauff eine Bestnote. Die zierliche Sängerin mit der ausgezeichnet gestützten Stimme überzeugte im klassischen Fach (das „Ave Maria“ von Johann Sebastian Bach) und wusste Bluesnummern wie das beliebte „Somewhere over the rainbow“ in hinreißend farbigen Bögen zu interpretieren.
Dass Schwab, der nicht nur mit Charme den Abend moderierte, sondern auch eigene Kompositionen vortrug, hier ein homogenes Gesangskollektiv zusammengestellt hatte, zeigten besonders die Choreinlagen. Bei so innigen Liedern wie „You ‚ve got a friend“ gruppierten sich die Solisten um sein Klavier und betonten damit die Intimität der Melodien. Und nicht zuletzt die beiden großen Gospel-Medleys deuteten an, dass hier eine mitreißende Klangfamilie am Werke war.  Der riesige Schluss-Applaus schien selbst Schwab zu überraschen. „Ich wundere mich, dass wir nicht schon früher nach Bocholt gekommen sind!“ sagte er trocken.