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Django Asül

Von Andriana Sakareli , Bocholter-Borkener-Volksblatt
BOCHOLT Django Asül weiß, wie man sich Freunde macht. Das Publikum will umworben werden und hören, dass es einzigartig ist und in einer genauso einzigartigen Stadt lebt. Zu Bocholt fiel dem Kabarettisten einiges Gemeines ein. „Bocholt ist privilegiert. Es hat keine Schweinepest, keine Vogelgrippe und keine Fußball-Nationalspieler.“ Na herzlichen Dank auch! Wer sich Django Asül anschaut, muss mit dem Schlimmsten rechnen. Der Künstler scheut nicht davor, die komplette Nation mit seinem Wortwitz, seinen bösen Kommentaren und Spitzfindigkeiten in den Boden zu stampfen. Und auch die eigenen Landsleute nimmt der Niederbayer mit türkischem Pass gnadenlos aufs Korn und in die Mangel. Herrlich, wie er am Samstagabend auf der Bühne Pepperoni im Gasthof Wissing-Flinzenberg Vater, Mutter und Onkel mit türkischem Akzent nachäffte. Aus ihrer Sicht erklärte Django, wie es um Deutschland bestellt sei. Sein Onkel: „Deutschland is nicht Reformland. Deutschland is Reformhaus.“ Seine Familie dozierte aber auch über die Rechtschreibreform, die Geburtenrate – „Die Zahl der ungeborenen Kinder ist bereits größer als die Zahl der geborenen“ – oder den eigenen Schwager, der – um Gottes willen! (oder besser um Allahs willen?) – ein Deutscher mit einem Ford Mondeo ist. Natürlich war die deutsche Regierung ebenso ein Thema. Wenn Django Asül über Merkel, Stoiber, Lafontaine, den er als Erich Honeckers Stiefsohn entlarvte, sinnierte, lief er zur Hochform auf. Zweifellos ist der 33-Jährige ein politischer Kabarettist. Es war ein Genuss ihm zuzuhören, wie er Parallelen zog zwischen dem 30-jährigen Krieg und der Europäischen Union und was er von Hartz IV und der Irak-Politik der Amerikaner hält. Ein Nachteil seines Programms, das er aus unerfindlichen Gründen „Hardliner“ nennt, ist, dass er damit schon seit zwei Jahren durch die Republik tourt. Unpassend deshalb, weil nicht mehr aktuell, die Witze über Ex-Kanzler Schröder und sein Wahl-Debakel. dns server . Nicht weiter tragisch. Überhaupt sollte Asül sich auf die politische Satire beschränken. Denn da, wo er sich an zwischenmenschlichen Geschichten versuchte, wirkte er nicht souverän. Das war im zweiten Teil seiner Show so, die das Niveau des ersten nicht halten konnte. Anders hingegen war es, als er sich mit seinen Zuschauern beschäftigte. So saß im Publikum ein zugereister Schweizer, der „Tamiflu“-Verkäufer ist. Ein gefundenes Fressen für den Kabarettisten, der nicht von den karierten Hosen des Mannes abließ. Django Asül weiß eben, wie er sich Freunde macht. Als er am Ende die Werbetrommel für den Verkauf seiner CDs rührte, durfte ein Seitenhieb nicht fehlen: „Wenn einer aus Hamminkeln kommt und sagt: ‚Ich habe keinen CD-Player:‘ Dann kann ich ihm auch nicht mehr helfen!“