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Düsseldorfer Kommödchen

Von Michael Stukowski, Bocholter-Borkener-Volksblatt
BOCHOLT Ein weißes Sofa, sieben Figuren und ebenso viele Lebensgeschichten. Das ist der „Stoff“, mit dem die Akteure vom „Düsseldorfer Kom(m)ödchen“ die Träume der „Generation Praktikum“ nachspielen. Um enttäuschte Gefühle, leere Sehnsüchte und viel Frust geht es in der abendfüllenden Satire „Couch. Ein Heimatabend“.
Dass die kleine Odyssee durch den bundesdeutschen Alltag trotzdem brillant unterhält, ist ein Verdienst der Darsteller. Wie beschlagen und provokant sie agieren, konnte man bei ihrem Auftritt in der Bühne Pepperoni sehen.
Beim „Heimatabend“, der sich in Christians (Christian Ehring) Wohnzimmer abspielt, beeindrucken neben Ehrings Monologen und Klaviereinlagen vor allem die pointierten Figuren und flotten Rollenwechsel.
Eben noch ist Heiko Seidel als eigensüchtiger Hausmeister dahergekommen, der seinen Nachbarn ständig den Strom anzapft. Danach mutiert er zum großspurigen Manager Elmar, der viele Worte macht, aber nichts anderes als den Profit im Kopf hat.
Beim nächsten Auftritt schlüpft er in die Haut des weinerlichen Hypochonders Thomas. Der ist traumatisiert, weil er am 11. September seine Manu geehelicht hat. Und beklagt mit Fistelstimme, dass er an der Farbe „beige“ erkrankt sei. Viel Beifall erhielt Seidel zudem, als er im Stile des Fußballtrainers Giovanni Trappatoni zum politischen Seitensprung ausholte und herummäkelte: „Angela Merkel macht Politik wie Flasche leer.“
Auch die Figuren von Maike Kühl waren nicht ohne. Sei es die kuschelige Jana, die auf den großen Traumjob wartet, aber es nur zur Kellnerin im Club „Happy Suicide“ gebracht hat. Oder die alleinerziehende Ex-Top-Anwältin Isabell, die ihre Kleider und Männer aus dem Internet bezieht. Kühls Darstellungen hatten Schliff und kamen lässig-süffisant bis frech über die Rampe.
Stiller wurde es in der Aula des Josefgymnasiums, als Kühl über die ältere Generation sprach. Über die „Spaß-Alten“, die ihr Geld auf Mallorca verjubeln anstatt es den Nachkommen als Erbe zu überlassen. Und die ihre Kinder genauso im Regen stehen lassen, wie es diese wohl auch mit ihrem Nachwuchs tun werden. So spritzig die Figuren um die Ecke kamen und so gut die Bonmots auch saßen („Die Amerikaner machen gerne Krieg, aber sie lieben es nicht, wenn die Gegner bewaffnet sind“): In Christians Wohnzimmer dominierten Hilflosigkeit und Einsamkeit. Dazu passten auch die ernsteren Töne, die zuweilen angeschlagen wurden. Wie das nachdenkliche Lied „Das Leben ist ein Praktikum“.
Was soll man auch von Zeitgenossen erwarten, die jährlich Unsummen für Handy-Klingeltöne ausgeben? Und die in ihrer Freizeit am liebsten auf der Couch herumliegen und DVDs schauen?