Von Michael Stukowski, BBV
Bocholt. Mit einem farbenprächtigen „Concerto Wirrtuosa“ hat die Bühne Pepperoni ihr neues Zuhause in der Spinnerei des Textilwerks eingeweiht. Schuld daran war das Duo Fun Tastix. Wie virtuos Wolfgang Zinke und der Pianist Christoph Pauli klassische Musik und Kabarett vermischten, war einfach sehens- und hörenswert.
Bei ihrer „Liebeserklärung an die Musikgeschichte“ bewiesen die beiden Kleinkünstler Mut zum Blödeln: Beliebte Kompositionen wie Mut zum Blödelndas „Preludium C-Dur“ (aus dem „Wohltemperierten Klavier“ von Johann Sebastian Bach) bürsteten sie schamlos gegen den Strich und garnierten sie mit urkomischen Geschichten. Selten blieben sie dabei einem Thema treu und sprangen zügellos zwischen den unterschiedlichen Stilrichtungen hin und her.
„Russisches Roulette“ hatten sie einen Ausflug in die osteuropäische Liedkunst getauft – der Name sollte wie die Faust aufs Auge passen. Die „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgski kamen als „Schilder einer Baustelle“ daher und mündeten schon nach wenigen Takten mundgerecht in dem deftigen Volkslied „Kalinka“. Als Pauli mittendrin telefonieren wollte, zeigte Zinke einmal mehr, wie gut er den Ton auf seinem Akkordeon halten konnte. Nach Underberg und Bitburg ging es in dem Alkoholmärchen „Hänsel und Gerstel“. Am Ende bestiegen die Titelhelden den Fürstenberg und erhielten dafür einen Clausthaler.
Nicht einmal vor dem Komponisten Richard Wagner machte der Spott Halt. Dessen „Ring der Nibelungen“ präsentierte „Fun Tastix“ in Schüttelreimen und textete: „Im Schutze von der Heckenrose stieg Siegfried aus der Reckenhose“.
Stilblüten in Perfektion ließen die Blödelbarden bei ihrem herzhaften „Lilli-Marleen“-Medley sprießen. Ob klassisch, romantisch oder im Barockkostüm – bestens aufgelegt schlug Pauli in die Tasten und zeigte auf eindrucksvolle Weise, was wohl ein Bach oder ein Bela Bartok mit dem „Lilli-Marleen-Ohrwurm“ angestellt hätten.
Auch die stilgerechten Texte, die Zinke dazu vorlas, zeigten Wirkung. Der Saal stand Kopf, als Goethes „Erlkönig“ fast der Unzucht bezichtigt wurde. Und mancher Besucher hatte vor Lachen feuchte Augen, als Zinke in der Rolle des Literaturprofessors Mazurke eine Lehrprobe gab. Seine Werkanalyse des „Bi-Ba-Butzemann-Lieds“ zog einen dramatischen Bogen zwischen „kapitalistischen Hausbesitzern“ und erotischen Taumelgefühlen.
Selbst bei den Zugaben blieben die Mannen ihrer Vorliebe, hochprozentige musikalische Cocktails satirisch aufzumischen, treu. Schön erklang das Lied „O mein Papa“ auf der Harmonika, während Pauli das „Präludium C-Dur“ von Bach spielte. Ein tolles, spritziges Programm voller Überraschungen – so wird die „Pepperoni“-Frucht auch in der neuen Umgebung scharf schmecken.
Getarnte Gurke
Zum Auftakt in der neuen Spielstätte der „Bühne Pepperoni“ machten die Musiker um den Pianisten Christoph Berghorn viel Dampf. Und auch die Grußworte hatten Pfeffer. So übergab Bürgermeister Peter Nebelo dem Ehepaar Hoffs eine scharfe Chili-Pflanze, und Museumsleiter Dirk Zache spendete eine Pepperoni, „die sich als Gurke getarnt hatte“.