Bocholt. Mit dem Ton und der Sitzordnung bei der Bühne Pepperoni hatte er leichte Probleme. Trotzdem kitzelte Ingo Oschmann mit flotter Stand-up-Comedy „Zielsicher“ den Nerv des Publikums. Und dass, obwohl seine Ein-Mann-Show in der Spinnerei manchmal an einen „gnadenlosen“ Seelenstriptease erinnerte: Immer wieder pickte er sich Besucher heraus und stellte ihnen private Fragen, die eine große Offenheit voraussetzten. „Wie alt warst Du beim ersten Mal?“, fragte der Kleinkünstler nassforsch einen weiblichen Fan. Als die Dame einräumte, dass ihr Angebeteter damals auch nur ein Jahr älter gewesen sei, meinte Oschmann schlagfertig: „Ich sehe, Du stehst auf ältere Männer!“
Auch über sich selbst nahm der Bielefelder kein Blatt vor den Mund. So erfuhr man, dass er eine Schwäche für dominante Frauen habe und in seine frühere Mathelehrerin verliebt gewesen sei. Denn die hätte ihm immer schlechteste Noten gegeben. Neckisch ging es auf der Bühne zu, als der Dauerredner mit vier Besuchern ein Spiel zum Thema „Lügen“ machte. Jeder einzelne aus dem Quartett musste glaubwürdig vertreten, dass er der alleinige Besitzer der Gegenstände sei, die Oschmann aus einem Säckchen hervorholte. Das Publikum wiederum sollte erraten, wer von den vieren die Wahrheit sagte. „Achten Sie ganz besonders auf die Körpersprache“, forderte Oschmann.
Dessen Zunge war genau so schnell wie die Zauberkniffe, die folgen sollten. Mit vereinten Kräften wurde Oschmann von seinen beiden Assistenten gefesselt. Verblüffend: Noch während er den verdutzten Zuschauern erklärte, dass er nun einen „Entfesselungs-Weltrekord“ aufstellen wolle, hatte er sich bereits befreit.
Fazit: Ein begnadeter Entertainer ist Oschmann allemal. Das bestätigte auch der herzliche Applaus, den er für seine fast dreistündige Show bekam.Von
Michael Stukowski, BBV