„Vier Kerzen für ein Halleluja”
Jess Jochimsen als Stand-up Poet ist einfach eine Wucht. Jedes seiner Worte kommt – unge-filtert. Fein-, tief- und scharfsinnig analysiert Jess die allgemeine Lage, spricht über den Zustand des Landes.
Er ist am besten, wenn er kleine Geschichten aus kleinsten Motiven heraus entwickelt und über diverse Umwege zu Einschätzungen der Lage in der Bundesrepublik kommt. Von hinten durch die Brust ins Auge geschossen. Er ist ein glänzender Beobachter mit Sensibilität für all-täglichen Wahnsinn zwischen Spielplatz und Pfandrückgabeautomaten. Er schildert die Ver-bürgerlichung seiner Generation, ihre Heiratsgebaren („Mir sind inzwischen Todesanzeigen lieber als Heiratsanzeigen“, sagt er), die Lächerlichkeit und Traurigkeit und die Rituale.
Jess versteht es, das Verräterische und Groteske aus unserer Alltagssprache heraus zu lesen, weckt Erinnerungen an die Kindheit mit Strumpfhosen und Fäustlingen und singt von traurigen Weihnachtsbegegnungen therapeutisch und urkomisch. Er spielt meisterhaft Westerngitarre. Besonders schön ist die Hommage an den „Schutzheiligen der Depression“.
Ein wunderbarer Abend mit tollen Texten, bösen Bildern und cooler Musik!