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Kai Magnus Sting

VON BEATE THEYSSEN
BOCHOLT „Wir wissen gar nicht, wie der Bocholter so tickt“, und genau um das herauszufinden, war Kai Magnus Sting mit den Duisburger Philharmonix von der A3 abgebogen, um der Einladung der Bühne Pepperoni nach Barlo zu folgen. Bereut haben wird er seinen Abstecher in die Provinz nicht, denn das voll besetzte Lokal wusste seinen Ausflug sehr zu schätzen, verschaffte er ihnen doch einen kurzweiligen Abend, der rein vom Wortschwall des Künstlers auch locker für zwei Abende gereicht hätte.

Mit atemberaubender Geschwindigkeit reihte Kai Magnus Sting einen Höhepunkt an den anderen. Die Zuschauer hatten die letzte Pointe noch gar nicht verstanden, geschweige denn verdaut, da setzte Der Besuch der Tanten
Sting auch schon zum nächsten Hieb auf die Lachmuskeln an. Wunderbar treffend karikierte er das Weihnachtsfest mit all seinen Facetten, den Besuch von Tante Frieda, die jedes Jahr vor der Tür steht („Ich frage mich, wer hat die da schon wieder hingestellt und damit nicht genug – die will auch noch rein!“), die ihm jedes Jahr Marzipan schenkt, dass er gar nicht mag und das irgendwann im Klingelbeutel landet. Und dann gibt es Tante Ruth, die mittlerweile verstorben ist, an deren Plätzchen die Familie aber immer noch kaut („Die sind so schlecht, da will sogar der Hund nicht dran und der frisst sogar Pansen!“).

Witzig auch die ausgefallenen Thesen, die er nicht nur aufstellte, sondern auch wortgewaltig ausschmückte anhand des Weihnachtsessens mit den Schwiegereltern. Seine feinzüngige Rhetorik kam in Form eine Sportreportage dieses Ereignisses in großer Heftigkeit zum Ausdruck, die Zuschauer amüsierten sich köstlich und fanden ihre eigenen Kanten und Macken mit Sicherheit in dieser Darstellung wieder. Er zeichnete überdeutlich den Charakter der Schwiegertochter, die sich in der Zwangslage befindet, das Weihnachtsmenü für die Schwiegereltern ausrichten zu müssen, ohne in die kulinarische Drittklassigkeit abzugleiten und den der überkritischen Schwiegermutter, deren Ehemann nach 42 Ehejahren rhetorisch abgebaut hat und zum ewigen Schweiger mutiert ist („Er bekam als Geschenk das Wörterbuch: Französisch für Schweiger“).

Witze über Fernseh-Promis
Auch das Fernsehen und dessen Prominenz kam nicht ungeschoren davon. „Kennt ihr ,Bauer sucht Frau‘? Ach, das ist ja hier in Barlo wohl die falsche Frage“, gab er mit wegwerfender Geste zum Besten. Auf die Nerven gingen ihm ebenso die Kochshows („Lafer-Lichter-Lecker“ – den letzten kenn’ ich gar nicht!“) und hier besonders Alfred Biolek bei der Weinprobe („Oh, ich hatte letztens einen jungen Franzosen – für 20 Euro!“) oder André Rieu („Die Fiedelfritte aus Holland hat schon Blinde taub gemacht!“).

Exzellente Unterstützung hatte sich der Kabarettist mit den Duisburger Philharmonix (Christoph Lamberty, Laszlo Kerekes, Martin Schie) ins Boot geholt, die den gelungenen Abend mit der erstklassigen Interpretationen adventlicher Musik bereicherten.