Start » Saisonarchive » 2009 - 2010 » Kleine & Linzenich sticheln zum Abschied

Kleine & Linzenich sticheln zum Abschied

Zu ihrer „letzten Zugabe“ hatte sich das Komiker-Duo nämlich etwas Besonderes einfallen lassen: Im Stadttheater erhielt jeder Besucher eine Speisekarte mit den Höhepunkten aus einem Vierteljahrhundert Spaß. Und konnte mitbestimmen, was die beiden Komiker spielten.

Das ging nicht ohne die üblichen Sticheleien und Seitenhiebe ab. Bei ihrem „satirischen Festmenü“ sei eben auch kleine Flasche „Fiesling“ dabei, warnte Nikolaus Kleine. Die Zuschauer reagierten gelassen und nahmen es – wie alles an diesem Abend – mit Humor. Und das zurecht: Kaum hatte sich das ungleiche Blödelpaar bei seinem Ausstand verbal aufeinander „eingeschossen“, schlug man in Höchstform zu. Wie bei der Geschichte „im Karpfenteich“: Während Kleine süffisant erzählte, „was ein alter Karpfen einem jungen über eine Wasserleiche zu sagen hat“, schnipste Ferdinand Linzenich dazu den Takt. Bitterböse ging es in Hans Scheibners beißendem Text „Wenn ein Muttersöhnchen zum Muttermörder wird“ zu. Linzenich beklagte die Verdienste der „geliebten“ Mutter hier so weinerlich, dass man dem Softie kaum diese grausige Ironie zugetraut hätte.

Bei „Mein Land, dein Land, Rheinland“ dürfte dagegen auch dem letzten Zweifler klar geworden sein, warum aus Kleine und Linzenich nie ein Liebespaar werden kann. Denn während der eine stolz ist, ein Rheinländer zu sein und dem Karneval frönt, sucht Kleine dann regelmäßig das Weite und „ist reif für den Mühlheimer“. Hatte man eben noch über typische „Frauenlügen“ wie „Schatz, ich kauf` nichts – ich geh´ bloß gucken“ gelacht, so wogen die beiden anschließend die Vor- und Nachteile der Geschlechterrollen ab. Wobei die Frauen besonders gut in der Sauna wegkamen: Sie müssen sich nämlich nicht auf den Bauch rollen, wenn sie dort erotische Gedanken haben. Mal sang man über die kosmetisch zurechtgespritzte „Sybille“, die in den Spiegel rannte, weil sie sich nicht mehr wiedererkennen konnte; mal lud Linzenich wechselweise in die Trattoria Golgatha und in die Multi-Kulti-Trattoria ein, wo er seine Hindigäste zur „Toilette am Ende des Ganges“ geleitete. Das kam alles so scharf gewürzt und kochend-heiß auf den Tisch, wie man es unter den Gourmets des Kabaretts schätzt.

Einen ihrer schönsten Gänge hatten sich die beiden „Feinschmecker“ für den Schluss aufgehoben: Die fetzige Musikparodie, die mitten im Seniorenheim spielte. Köstlich modelten sie in ihrer Seniorenhitparade die Texte von „klassischen“ Schlagern um und ließen auf „Alzheimer-Tage sind lang“ das schmissige „Heute liege ich auf der Frauke“ folgen. . Und als das Publikum am Ende stehend applaudierte, lagen sich die Streithähne wieder in den Armen. Wie heißt es doch gleich: Was sich liebt, das neckt sich eben.

VON MICHAEL STUKOWSKI