Start » Saisonarchive » 2010 - 2011 » Kom(m)ödchen

Kom(m)ödchen

BBV Bocholt (bt). Ein Requiem zum Totlachen erwartete die versammelte Trauergemeinde im Theatersaal des St.-Josef-Gymnasiums. Zu Grabe getragen wurde am Samstagabend die lang überschätzte Szene-Speise „Sushi“ vom Ensemble des Düsseldorfer „Kom(m)ödchens“, mundgerecht serviert mit satirischen Maulfreuden als Appetitanreger für Leitungsträger unserer Gesellschaft- der Mittelschicht. Diese habe sich auch in Bocholt vollzählig eingefunden, stellte Protagonist Christian Ehring nach einem Blick ins ausverkaufte Haus trocken fest, bevor er das Publikum mit bissigen Betrachtungen über die großen Krisenherde des Lebens zu füttern begann.
Als neuer Mieter einer Wohnung gegenüber der West-LB zog er nicht nur ins bekannteste Risikoumfeld Düsseldorfs, sondern wurde auch von einem Drohbrief („Du fiesen blöden Swain“), einigen Nerven strapazierenden Freunden und von seinem sächselnden, pathetischen Manager Sandro (Heiko Seidel) belastet.
Freundin Sarah (Maike Kühl), eine aufstrebende Risikoanalystin, die „ein bisschen enttäuscht war, dass Gott ihr nicht die Erschaffung der Welt überlassen hat“, demonstrierte das System der „Bad Banks“ am Beispiel des offensichtlich solventen Wilhelm aus der ersten Reihe. Zum Dank für den im Zuge der finanziellen Manipulationen mittellos gewordenen „Retter der Volkswirtschaft“ gab es dann eine musikalische Prämie durch „Bank-Aid“, einen Zusammenschluss nationaler Pop-Größen (Christian Ehring, Maike Kühl).
Auch Widerling Edgar (Heiko Seidel („Es wird gestritten, ob er bei einem Gen-Experiment entflohen oder als Rache Gottes für den Wegfall des Buß- und Bettages auf die Welt gekommen ist“) verschaffte sich Zugang zu Christians Wohnung. Er stellte eine schlüssige Kalkulation darüber auf, was für den privaten Haushalt übrig bliebe, wenn der Staat verkauft würde.
Ganz andere Probleme plagten die Klinikärztin Birthe (Maike Kühl), die im permanenten Kampf zwischen Beruf und Mutterschaft über die hochbegabten Zwillinge dem gelegentlichen Sekundenschlaf verfiel.
Das Publikum bedankte sich für die excellente Unterhaltung mit minutenlangem Applaus.