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Köstlich-schelmische Witze

Erstes Bocholter Kabarett-Comedy-Festival unter freiem Himmel: Rund fünf Stunden Parodien und Blödelei

Von Gudrun Schröck, BBV

Bocholt. Die Bühne Peperoni hat das neue Freiluft-Areal um die Rampe sechs im Hof des Textilwerk-Spinnerei eröffnet: mit der ersten Bocholter „Open Air Kabarett-Comedy-Festival-Nacht“. Dort, wo vor drei Wochen noch alte Maschinen und Bauschutt lagen, saßen etwa 850 Besucher und weihten den Kulturort mit viel Gelächter und Applaus für die Komödianten ein. Das Mammut-Programm unter freiem Himmel erstreckte sich über fast fünf Stunden.
Jörg Knör kam zum fünften Mal zur Bühne Peperoni und fühlte sich in Bocholt wohl schon wie zu Hause. Er begeisterte auch diesmal mit köstlichen Parodien auf Udo Lindenberg, den Päpsten Jo-hannes Paul und Benedikt oder Königin Elisabeth. Während der Alleinunterhalter erzählte, wie er mit seinem Navi endlich Bocholt fand, amüsierte sich das Publikum und vergaß sogar den zeitweise aufkommenden Regen. Auch das angebliche Kanzlerin-Zitat „Uns allen wird es schlechter gehen durch die Bank“ kam gut an.
Unter Capes und Regenschirmen lachten sich die Liebhaber der heiteren Muse warm und dachten nicht daran, nach Hause zu gehen. Wer will denn auch Knörs Brüller verpassen, wenn er „Hofberichtbestatterin“ Desireé Nick von der Märchenhochzeit des „Badekäppchens mit dem blöden Fürsten“ erzählen lässt. Ob der wohl immer noch seine Hormone „monegassi“ führt, sinnierte Knör und schwärmte mit Howi (Howard Carpendale) von Charlenes Apartheid.
Vom Gyroskonto, wo noch Milliarden drauf müssten, sang er im brandaktuellen Lied „Was Kostas Cordalis“ und fand geschickt den Übergang zur Kultfigur Bill Mockridge aus der Linden-straße. Der hielt mit Ge-schichten über seine Familie die Besucher bei guter Stimmung.
Als Meister der Gebärden-sprache zeigten sich Markus Lürick, Thomas Wansing und Matthias Brandebusemeyer. Die schrillen Jungs wirbelten als Improm-Visite über die Rampe sechs und lösten Lachsalven aus, als sie aus den Zurufen des Publikums „Werkzeugkasten“, „Kinderlieder“ oder „Jazz“ mit Spontanität und Spielfreude eine aberwitzige Bühnenshow zauberten.
Alfons, der französische ARD-Reporter im Original-Outfit fragte sich später, warum die Deutschen alles so genau nehmen. „In Frankreich, eine rote Ampel, das ist ein Vorschlag“, erklärte er dem lachenden Publikum. Abgeleitet aus dem Verhal-ten der Deutschen im Stra-ßenverkehr überlegte er: „Ich weiß nicht, warum sie die Mauer gebaut haben, eine Ampel hätte doch auch gereicht.“
„Eure Mütter“ kamen ebenfalls beim Publikum recht gut an, auch wenn ihre Texte mitunter etwas schlüpfrig wurden. Es war ein Abend voll von köstlich schelmischen Witzen und Blödeleien, herzerfrischend präsentiert auf der neuen Bühne der Rampe sechs, auf der – um es mit Jörg Knörs Worten zu sagen – „Klaus Hoffs hoffentlich noch vieles auf die Beine stellen wird“.