Von Michael Stukowski, Bocholter-Borkener-Volksblatt
BOCHOLT Vor Überraschungen ist man bei der bayerischen Kabarettgruppe „Monaco Bagage“ nicht sicher, auch nicht auf der Bühne Pepperoni. Dabei hätten die Besucher im St.-Josef-Gymnasium gewarnt sein müssen, denn alle fünf Musiker sind Multitalente. Sie können nicht nur singen, sondern spielen auch zugleich mehrere Instrumente. Wie der Akkordeonspieler und Schlagzeuger Johann Bengen. Als er mit seinen Schlagstöcken durch den Saal zog, legte er ein echtes Feuerwerk hin. Imposant, welche rhythmischen Klangmuster Bengen dabei einer einfachen Aluminiumleiter entlocken konnte. Da war es fast schon ein Wunder, dass das Publikum nicht rhythmisch applaudierte.
Eher besinnlich ging es am Anfang zu, als das Quintett mit „agricolae cinquae“ („Der Bauernfünfer“) zu einer Art musikalischen Alpenglühen aufspielte. Und schon hier seine Klasse andeutete. Miene Costa (Bass, Tuba) und Bengen sorgten mit der Zunge schnalzend für inbrünstige Vibrati. Überhaupt Costa: Die kleinwüchsige Sängerin konnte nicht nur wie entfesselt steppen. Sie überzeugte auch darstellerisch. Als verhärmte, zahnlose Chansonnette ( „Ich bin doch nur ’ne kleine Chansonnette“) kokettierte sie mit einem Besucher so herzig, dass die begeisterten Zuschauer „Zugabe“ riefen.
Nicht minder ausgereift wirkten Andy Arnold (Saxophon, Klarinette, Querflöte) und Josef Brustmann. Wenn Brustmann mal nicht zu Zither, Tuba oder Banjo griff, erheiterte er seine Zuhörer mit hintergründigen Witzen. Warum das bayerische Polit-Urgestein Franz-Josef Strauß heimlich eingeäschert worden sei, konnte niemand im Saal beantworten. Brustmann: „Er war für vier Sargträger zu schwer und für sechs zu kurz.“
Auch Martin Deubel, der einzige Dortmunder in der Truppe und ein begnadeter Geiger, bestach durch seinen trockenen Humor. Wie sich ein Sadist zum Selbstquäler, der an Elektrozäune pinkelt, wandelt, verriet er mit dem Lied „Ich war schon immer heimlich ein Sadist“. Trost für einsame Männerherzen spendete die melancholische Ballade „Bei Erna hinterm Tresen“. Und bei dem „Lied für Westerwelle“ kam der Politiker schlecht weg. Auch die hinterhältigen Denksprüche, die so genannten Stenzel, verschonten ihn nicht. „Der Westerwelle ist schwul. Das hilft ihm nicht sehr. Wir hätten ihn auch nicht gewählt, wenn er bisexuell wär“, reimte die Gruppe. Da war es schon fast artig, wie der Schlussreim dieses spritzig-frechen Kabarettkonzerts ausfiel: „Um vier Uhr macht der Tierpark zu. Jetzt hat auch das Känguru“. Wer mochte da schon widersprechen.