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Moritz Netenjakob

VON ANYA KNUFMANN
BOCHOLT-BARLO Barlo steckte am Wochenende voller Prominenz – zumindest akustisch. Und das lag einzig und allein an Comedian Moritz Netenjakob. Der hatte für die Bühne Pepperoni im Saal der Gaststätte Wissing-Flinzenberg unter anderem Loriot, Wolfgang Petri oder Leonardo di Caprio mitgebracht. Kaum ein Prominenter, der nicht von Netenjakobs Parodietalent verschont blieb. Das Publikum im ausverkauften Saal jedenfalls zeigte sich vom Programm „Multiple Sarkasmen“ begeistert.

Perfekt war auch Netenjakobs Darstellung von Alt-Rocker Udo Lindenberg. Mit geschlossenen Augen konnte man sich einbilden, Lindenberg an der Bar des Atlantic Hotels in Hamburg zusammen mit Peter Maffay ein „Eierlikörchen“ schlürfen zu sehen.

Dann behauptete der Comedian, in einer „Beckenbauer-Parodie“ stecken geblieben zu sein. Deshalb wäre er Mitglied einer „Stimmenimitaroren-Selbsthilfegruppe“. Allerdings sei es als Comedian geradezu Pflicht zu einem Therapeuten zu gehen.

Aber nicht nur der Zwang, Prominente zu imitieren, belaste das Leben des Parodisten, auch sei er das Kind intellektueller Eltern. So hätte ihm sein Vater Schlaflieder im Wolf-Biermann-Stil vorgesungen. Karneval sei er im Kindergarten das einzige Kind gewesen, dass sich als Bertold Brecht verkleiden musste. „Allerdings mit Zigarre – wegen der Authentizität“, spottete Netenjakob.

Bei der Partnersuche habe ihm sein Talent, Leute zu imitieren, nicht viel genutzt. Die Nachahmung des Sängers Falco habe ihm zwar geholfen, seine Angebetete „rumzukriegen“, im entscheidenden Moment hätte die Imitation von Dieter Hallervorden allerdings alle Hoffnungen auf ein romantisches Beisammensein zerstört.

Auch der etwas verkümmerte Nationalstolz der Deutschen, im Vergleich zum amerikanischen Patriotismus, bot dem Kabarettisten ein weites Feld für Hohn und Spott. Schließlich kämen Amerikaner schon als Patrioten auf die Welt. „Neun Monate unter Wasser ohne Luft zu holen! Yeah, ich geh zu den Marines“, seien die ersten Gedanken eines amerikanischen Babys nach der Geburt. Die Überlegung, was in Deutschland geschehen würde, sollten Außerirdische in einem Ufo landen und versuchen die Welt zu zerstören, führte zu wilden Spekulationen über die Reaktionen verschiedener prominenter Mitbürger. Franz Beckenbauers Meinung: „Naja, die Welt geht unter – das kann schon mal passieren.“ Das Friedensangebot von Angela Merkel, für die Verschrottung des Raumschiffs 2500 Euro Prämie springen zu lassen, belohnte das Publikum mit viel Gelächter und Szenenapplaus.

Netenjakob durfte die Bühne nicht ohne Zugaben verlassen. Zugaben seien besonders im sparsamen Schwabenland äußerst beliebt, behauptete der Kabarettist. „Da gäbe es dann mehr Show fürs Geld“, meinte er und imitierte zum Schluss Marcel Reich-Ranicki.