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Olaf Schubert

Das Ambiente des Brauhauses („Ein Brückenschlag zwischen praktisch und öde“) verleitete ihn zu „oralen Spasmen“ und einem Blick in den demographischen Wandel der Stadt. Vor 400 Jahren, als Bocholt noch „in voller Blüte“ stand, da sei der Sensemann noch gerne vor die massiven Holztüren seiner Kundschaft getreten und habe die Probanden zu einem passenden Zeitpunkt abgeholt. Heute habe die Gesellschaft „Null Bock auf Friedhof“ („Gottesacker fuck off!“). „Es mangelt dem Sterben an Attraktivität“, konstatierte der „Filialleiter im Baumarkt des Lebens“ und machte unter anderem den Niedergang der Friedhofskultur mit Grabsteinen aus „Marmor-Laminat“ dafür verantwortlich.
Auch in Bocholt mache sich die Tendenz zur Erhaltung der ewigen Jugend breit, „Turne in die Urne“
frei nach dem Motto „Turne in die Urne“. Eigner dahinwelkender Körper griffen vermehrt zur „Änderungsfleischerei“ (Schönheitschirurgie: „Wo Platz ist, wird was hindrappiert“). Sein „manisches Mahnen vom Berg der Gerechtigkeit aus“ richtete sich allerdings gegen die echte Jugend („Es werden nicht nur zu wenige Kinder geboren, sondern auch noch die falschen“), speziell gegen die erkenntnisresistenten „renitenten Ronnies in den Brennpunkten“ („Die haben zwei Gehirnzellen – klingt ja erstmal viel, aber die wussten voneinander nichts“), deren Sprache ihr „verbales Zentrum in die Leiste“ verlagert hat.
Die Bocholter Jugendlichen seien dagegen harmlos, („Die hängen im Garten Meisenknödel auf“). Doch auch überregional hatte Schubert sich kundig gemacht, versorgte das Publikum mit Informationen über den „Konfliktherd Naher Osten und die Küche“ und stolperte dabei über „menstruale Minenfelder“ der Frauen. „Wenn die Frauen zu Felde ziehen, dann wird im nächsten Krieg gekniffen und gebissen“, oder der Gegner werde von „versouveränisierten Alphaweibchen“ tot gequatscht. Vielleicht falle der Krieg auch ganz aus, weil sich die Panzer verfahren hätten, mutmaßte Schubert.
Kritische Betrachtungen des Klimawandels beschäftigten den „Bundes-Olaf“ und „Zentral-Schubert“ in der „blickdichten Klabusterkombüse Brauhaus“. „Die soziale Kälte reicht nicht aus, um den Klimawandel zu kompensieren“, stellte er besorgt fest und warb für die Aufspaltung von Windkraft in Strom und Volt, „damit aus der Steckdose Watt rauskommt“. „Watt raus“ kam auch bei seinen beiden Bühnenkollegen Bert Stephan (Bassgitarre) und Jochen M. Barkas („Hoz-Gitarrurg“), die den Phrasen-Akrobaten mit der Ausstrahlung eines Dackels im Rauten-Strick bei den musikalischen Live-Ergüssen „beglitten“.
Vor ausverkauftem Haus erlebten nicht nur Olaf Schubert und seine Freunde ein „mentales Fußbad und eine innere Erektion“, die mit anhaltenden „Sitting Ovations“ belohnt wurde.