Von Michael Stukowski, Bocholter-Borkener-Volksblatt
BOCHOLT Das Blechbläserquintett der Musikschule war mehr als nur eine zeitfüllende Vorgruppe. Gekonnt wirkten besonders die Beatles-Nummern wie „Yesterday“ und „Yellow Submarine“, die es unter der Leitung von Michael Meldrum spielte. Was dann auf dem dicht besuchten Gasthausplatz folgte, hätte man statt „ABBA jetzt“ auch getrost „ABBA internationale“ nennen können. „Mammamia“ auf Spanisch, „Fernando“ mit türkisch-orientalischen Rhythmen und den herzigen „Supper Trupper“ als Rapgesang geboten – mit ihren flotten Verwandlungen gelang es Thilo Nest und Hanno Friedrich im Handumdrehen, das Publikum auf dem Gasthausplatz in Atem zu halten. Kein Wunder, denn die beiden sind ausgebildete Sänger und Schauspieler. Und das kriegten die Zuschauer, die zur Veranstaltung der Bühne Pepperoni gekommen waren, ausgiebig zu spüren.
Auch wenn ihnen die Sopranstimmen ihrer Vorbilder fehlten – beliebte ABBA-Hits wie „Dancing Queen“ oder „Waterloo“ trafen die beiden Ulknudeln stimmlich verblüffend gut. Überhaupt hatte die Show so viel Pfeffer, dass mancher Zuschauer die schwedische Popband für zwei Stunden glatt vergessen hatte. Mehr als nur eine Klavierbegleitung war der Pianist Alexander Paeffgen. Genüsslich platzierte er eingangs eine kleine schwedische Nationalflagge auf seinem Flügel. Und als er kraftvoll in sie hineinpustete, brandete tosender Applaus auf.
In Fracks traten alle drei Künstler auf. Das hinderte aber das Gesangsduo nicht daran, die Komik auf die Spitze zu treiben. Im Gegenteil: Ganz gegen den Strich gebürstet kam „S.O.S“ daher und schien zu einer schmelzenden Ballade zu geraten. Bis zu dem Moment, als das Klavier mit dröhnenden Fortissimo die Sänger zu einem regelrechten Wettstreit herausforderte. Der hatte – wie vieles an diesem Abend – Temperament und einen fast athletischen Drive. Selbst das klangvolle „Money-Money“ entpuppte sich als Slapstick-Nummer. Dass sich in der Welt fast alles nur ums Geld drehe, zeigten die Blödelbarden, indem sie wie kreisende Spielfiguren rasch den Refrain wiederholten. Als Nest plötzlich das Gedicht „Sonne am Sund“ vortragen wollte, kam es zu einem handfesten Bühnenstreit. Der wirkte zwar etwas künstlich, leitete aber wohlinszeniert die Pause ein. Danach versöhnten sich die Kampfhähne wieder. Und wie!
Kaum war das Eingangslied „The winner takes it all“ verklungen, da vereinten die beiden in bester Stimmpracht Klassik und Popmusik und ließen den Opernsänger Hermann Prey zusammen mit der Rockröhre eines Bob Dylan auftreten. Ab diesem Comic-Höhepunkt war es nur noch eine Frage der Zeit, wann das Wunderkerzen-Meer im Publikum entfacht würde. Es geschah bei „Thank you for the music“. Und das völlig zu Recht.
Das ABBA-jetzt-Trio harmonierte nicht nur in musikalischer Hinsicht prächtig – es hatte den geschätzten 1500 Gästen an diesem Abend auch eine Unterhaltungsshow vom Feinsten geboten.
Open Air: Abba Jetzt!