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Springmaus

Auf Einladung der Bühne Pepperoni trat das Ensemble erneut in Bocholt auf.

Von Michael Stukowski, Bocholter-Borkener-Volksblatt
BOCHOLT Selbst kurz vor Heiligabend können die „Springmäuse“ das frotzelnde Mausern nicht lassen. Weihnachtlich glänzte die Bühne Pepperoni, als das spielfreudige Quartett jetzt sein neues Programm „Lametta Edition“ im Stadttheater präsentierte. Das war wieder mit Sketschen, Improvisationen und schrillen Zwiegesprächen nur so gespickt. Und wie immer konnte sich der amüsierte Besucher nicht einfach zurücklehnen, sondern durfte mitmachen.
Wie Monika, die Erzieherin aus Heiden. Klasse, wie sie hinter Springmäuserich Norbert Frieling stand und ihm mit bloßen Händen die skurrile Geschichte über Nina Hagen, die im römischen Colosseum jodelte, erzählte. Oder das Weihnachtsfest, das die beiden Besucher Ursel und Klaus vor über 30 Jahren erstmals zu dritt feiern durften. Mit knackigen Melodien wie „Häschen in der Grube“ oder „Man muss den Nippel durch die Lasche ziehen“ münzten die Blödelmäuse es zu einem kleinen Musical um und vertonten damit die Weihnachtsgeschichte der beiden Hamminkelner zu stilgerechtem Klamauk.
Überhaupt Fehlanzeige, wer beim „Lametta-Abend“ mit besinnlichen Stimmungen gerechnet hatte. Zwar rieselte gelegentlich romantischer Kunstschnee vom Bühnendach, doch das Lästern gaben die Ulknudeln deswegen längst nicht auf. Kaum hatten sie ihr schmissiges „O Christmas Day“ angestimmt und sich über die hohen Preise auf den Weihnachtsmärkten mokiert, da löcherten die Stehgreifkünstler ihre Besucher schon ausgiebig.
Befragt, wie es um die weihnachtlichen Wunschäußerungen der Lebenspartnerin bestellt ist, wurde es im Saal mucksmäuschenstill. Und als Springmaus Marion Radtke wissen wollte, wo man in der Region besonders gut feiern kann, erfuhr sie, dass der nächste Puff in Rees sei. Und dass manche Besucherin am liebsten mit dem Ex-Beatle Paul McCartney einmal Weihnachten feiern würde. Ob sie nun den neuesten Reisetrend verulkten und den heiligen Abend nach Mallorca verlegten, den Lebenstraum der Bäuerin Hedwig inszenierten und plötzlich auf der „Titanic“ endeten: Die Spielfreude und szenische Fantasie der „Springmäuse“ war erneut atemberaubend. Auch wenn die Darsteller bei der pantomimischen Feinarbeit manche Schwäche zeigten – mit ihrer vermeintlichen CD über Bocholt („Ihre Haare wie aus Gold, denn sie kam aus Bocholt“) dürften sie sich selbst bei den weniger musikalischen Zuhörern in die Herzen gesungen haben.

Die „Springmäuse“ Das Improvisationstheater Springmaus wurde im November 1982 von Bill Mockridge in Bonn gegründet. Schon vier Monate später präsentierten die Akteure ihr erstes Programm „Matt in West Germany“. Seitdem sind die „Springmäuse“ mit wechselndem Programm erfolgreich in ganz Deutschland auf Tour.