VON BEATE THEYSSEN
BOCHOLT „Früher war ‚Der Russe‘, was heute Al Kaida ist“, war eine der Kernaussagen von Volker Pispers, den die Bühne Pepperoni ins Stadttheater eingeladen hatte. Doch bevor die Jugend befürchten musste, dass der alte Mann anfing, vom Krieg zu erzählen, klärte er sie zunächst einmal darüber auf, dass „Der Russe“ nicht der Mann mit der Milchschnitte aus dem Fernsehen sei, sondern der, der früher überall vor der Tür stand und für Angst und Schrecken sorgte.
Der Deutsche an sich sei ohne Angst gar nicht existenzfähig, meinte Pispers. Der Deutsche habe Angst vor Jobverlust, vor der Wirtschaftskrise, vor der Rentenlücke oder davor, dass er ausstirbt („Dann stünden die Norweger schon längst auf der Roten Liste!“) und es noch Rente übrig sei. Seit dem 11. September habe er wieder richtig Angst, nicht vor Hunger, Not und Wassermangel, sondern vor Terror. Dabei stürben doch viel mehr Leute an den Folgen des Rauchens, doch Rauchen sei schließlich nur eine gesellige Form des Attentats und nicht so dreckig, da könne Al Kaida richtig neidisch werden. „Auf den Zigarettenpackungen steht immer ‚Rauchen kann töten‘, tragen die Terroristen auf ihrem Sprenggürtel ‚Sprengen fügt den Menschen in Ihrer Umgebung Schaden zu‘ und gibt es dazu Grenzwerte der EU?“, fragte Pispers.
Die Kofferbomber von Köln seien letztendlich nur zu blöd gewesen, eine Bombe zu bauen und damit eine Sauerei anzurichten („Dumm bombt schlecht – Pisa sei Dank!“). Und warum habe der Deutsche keine Angst vor Reisebus-, LKW-Fahrern oder Ärztepfusch, denn „Ärzte erlegen jedes Jahr 16 000 Patienten. Das nennen andere Bürgerkrieg – wir nennen es Gesundheitswesen!“, konterte er.
Experten im Geschäft mit der Angst seien schließlich die Kirchen, die verfügten über die größte Erfahrung mit „Hexenverbrennung, Kreuzzügen und Kindesmissbrauch“ und drohten mit der Hölle. „Und die ist schließlich länger als die Rente!“. Und dann gäbe es noch die Angst vor der Wirtschaftskrise, letztendlich sei die Mauer wichtig für unseren Wohlstand gewesen („Die Mauer war unser Freund, sie war so eine schöne Membran!“).
Die Politik bekam, wie bei Pispers üblich, ordentlich ihr Fett weg. Angefangen bei Clement („Der Mario Barth unter den Politikern, der erzählt nur alte Witze!“), über Schäuble („Terror kann einen Rechtsstaat nicht zerstören, aber der alte Mann im Rollstuhl!“) bis hin zu Lafontaine („Der dunkle Lord aus dem Saarland, der manchmal auch recht hat; hab ich die Wahl zwischen drei Busfahrern, nehm ich den mit dem Führerschein!“).
Das Publikum im ausverkauften Bühnenhaus war begeistert vom Wortwitz des Kabarettisten.
Preisträger
Volker Pispers ist schon vor 20 Jahren in Bocholt aufgetreten und ließ die Erinnerung an das alte DochDu wieder aufleben. Pispers erhielt in Bocholt 2004 den neu gestifteten NordrheinWestfälischen Kleinkunstpreis „Bocholter Pepperoni“.