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Weihnachten mit LaLeLu

Der Weihnachtsmann ist müde…

…er will nach Hause gehen.

Bocholt. (ml) „Über, Über, Über, Über-Morgen kommt der Weihnachtsmann“ waren die ersten Worte, die die Acapella-Comedians von LaLeLu am vergangenen Samstag auf’s Publikum losließen und mit denen sie direkt die ersten Lacher ernteten.

Damit haben die Ausnahmesänger auch schon im ersten Lied angerissen, was das Publikum die nächsten zwei Stunden erwartet: erstklassiger mehrstimmiger Gesang gewürzt mit einfallsreicher Comedy, bekannte Weihnachtslieder in neuem Gewand, mit neuen Texten.

Dank LaLeLu wissen die Zuschauer in der ausverkauften Aula des Kapu nun auch, wie Weihnachten in Finnland gefeiert wird: „Wir machen uns nackig und gehen in die Sauna“ sang die gebürtige Finnin Sanna Nymann.

Nach dem musikalischen Ausflug ins verschneite Finnland zeigte SED-Funktionär Hans-Hermann Töpel, genannt „die Amsel“, in einwandfreiem Sächsisch, wie Weihnachten in der DDR aussah. Zitat: „Schon Jesus war ein Sozialist. Warum wohl hat der Weihnachtsmann einen roten Mantel? Unsere Weihnachtsmann-Idee unterwandert die BRD.“

Anschließend verschwanden die vier Comedians hinter einem improvisierten Vorhang und präsentierten das „Puppentheater Haudrauf“. Nachdem das Kasperle feststellte, dass die eigentlichen Gewinner der Weihnachtszeit doch das fleischverarbeitende Gewerbe sei, stimmten Kasper, Polizist, Räuber und Krokodil das Lied „In der Weihnachtsmetzgerei“ an.

Zu Beginn des zweiten Teils der Show begüßten die vier Ausnahmesänger als Weihnachtsengel (Sanna Nymann), Weihnachtsmann (Tobias Hanf), Knecht Ruprecht (Jan Melzer) und Rentier (Sören Sieg) das Publikum. Mit einer Stimme, die aus dem tiefsten Keller kam, fragte Weihnachtsmann Tobias Hanf „Wer möchte denn dem Weihnachtsmann mal ein Gedicht vortragen?“ Und tatsächlich kam, zur Überraschung der Künstler, eine Dame auf die Bühne, die in Gedichtform von einem Parkplatzknöllchen mit der Aufschrift „Frohes Fest“ berichtete.Weihnachten sei die Zeit, in der wir an die denken sollen, die einsam sind. Z. B. Franz-Josef Jung, Claudia Pechstein oder Julio Iglesias. Letzterer wurde von Jan Melzer so stilecht parodiert, dass man bei geschlossenen Augen hätte glauben können, der spanische Schmalztenor stünde persönlich auf der Bühne. Wäre da nicht der Songtext gewesen: „Der Weihnachtsmann ist müde, er will nach Hause geh’n“.

War die musikalische Darbietung bis hierhin bereits erstklassig, bewiesen LaLeLu mit dem „Weihnachtsoratorium für Kammerchor in 6 Sätzen“ von Kurt Beck, dass sie noch ein Schüppchen dazulegen können. Zur Melodie von „Heute Kinder wird’s was geben“ erklang „Westerwelle geht zu Werke, Westerwelle leuchtet hell“ und aus „Süßer die Glocken nie klingen“ wurde „Süßer Frank-Walter Steinmeyer“. Das Oratorium endete mit den Worten „Papa ist voll bis an den Rand – Weihnachten im Münsterland“.

Bis zum Schluß merkte man keiner der vier Stimmen auch nur den Hauch einer Ermüdungserscheinung an. Auch nach gut zwei Stunden Programm klangen die Stimmen genauso klar und frisch wie zu Beginn der Performance.LaLeLu haben es geschafft, das Publikum so in ihren Bann zu ziehen, dass sie es schwer hatten, die Bühne zu verlassen. Mit stehenden Ovationen wollten die Zuschauer die vier Künstler einfach nicht gehen lassen, was LaLeLu mit zwei Zugaben belohnten: „Wir werden jetzt alle Nummer Eins Hits von 1950 bis heute singen. Das wird etwa sieben Stunden dauern. Gegen drei Uhr wird das Rote Kreuz warme Decken verteilen. Um 10 Uhr wird der Hausmeister wieder aufschließen.“

Mit LaLeLu schafften es Klaus und Christa Hoffs, einen würdigen Abschluss für das erfolgreiche Jubiläums-Jahr der Bühne-Pepperoni zu finden.  Als letzte Aktion diesen Jahres findet am 19. Dezember  ab 19 Uhr das „Weihnachtslieder-Auffrischungs-Seminar“ auf dem Gasthausplatz statt. Der Eintritt hierzu ist frei.Bocholter Report, Mi. 9. Dezember 2009

In der ,Weihnachts-Metzgerei‘

Mit einer Mischung aus Gesang, Slapstick und politischer Persiflage brachte die Gruppe „LaLeLu“ ihre
Zuschauer zum Lachen. Das „heilige Fest“ garnierte sie mit tollen A-Cappella-Melodien und vielen krummen Sprüchen.

VON MICHAEL STUKOWSKI
BOCHOLT Die Gruppe „LaLeLu“ scheint sich im Münsterland auszukennen. Zumindest, was das Weihnachtsfest angeht. „Papa ist voll bis an den Rand – Weihnachten im Münsterland“ witzelten die Sänger auf der Bühne Pepperoni herum. Da aber Weihnachten zugleich das Fest der erfüllbaren Wünsche – und damit auch der Musikwünsche – ist, sangen sich die Leute im St.-Josef-Gymnasium fast die Seele aus dem Leib. Mit Erfolg: Am Ende des hinreißenden Auftritts stand das Publikum, das bei Titeln wie „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ (nach der Melodie von „Marmor, Stein und Eisen“) begeistert mitgemacht hatte, auf und klatschte im Stehen.

Das „heilige Fest“ garniert mit tollen A-Cappella-Melodien und vielen krummen Sprüchen: So fällt „Weihnachten mit LaLeLu“ aus. Dabei bewies das Quartett eine große Vielseitigkeit und entzündete ein Bühnenfeuerwerk, das den Besucher jederzeit in Atem hielt. Viele Gesänge waren „gegen den Strich“. Wie der George-Michael-Hit „Last Christmas“, der zu einem Lied über das allweihnachtliche Beziehungsdesaster ausartete. Denn Weihnachten sei für manche Paare das, was der „Vesuv für Pompeji“ bedeute, glaubt „LaLeLu“.

Bei ihrer Odyssee durch den Kontakt-Friedhof machte die Gruppe auch vor der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik nicht Halt. Mit dem Lied „Weihnachten in der DDR“ führte der Unterfunktionär Hans-Herbert Töpel (Originalzitat: „Weihnachtsmann, geh’ Du voran!“) zu einem Weihnachtsparteitag der SED, bei dem es so viele Handschläge und Bruderküsse gab, dass sich die morschen politischen Balken nur so bogen. Dann gab es atheistische Weihnachtsgesänge und – wieder im vermeintlichen Westen angekommen – eine stimmungsfrohe Hymne auf die Fleischfress-Orgien zu Weihnachten.

Den leicht abgewandelten Text „In der Weihnachts-Metzgerei“ sangen die Besucher laut mit. Nach dem frechen Puppentheater „Hau Drauf“ ging es dem Weihnachtsmann, den die Gruppe stammesgeschichtlich zwischen einem „Yeti und Osterhasen“ ansiedelte, an die Wäsche. Dazu passte der Rocker Thorsten Percy Schultz wie die Faust aufs Auge. Und auch die Luftgitarren des jeansbewehrten Reinhard Mey, den Sören Sieg in der Show „Deutschland sucht den Nikolaus“ auftreten ließ, waren vom Feinsten.

Nach der Pause – kaum war Knecht Ruprecht mit Gefolge durch die Reihen gezogen – wurde die Stimmung sogar noch ausgelassener. Die Choreografien bestachen ebenso wie die Stimmen-Imitationen und Parodien, die Tobias Hanf blitzschnell wechseln konnte. Mit sonorer Stimme fragte Hanf den Weihnachtsmann, ob nicht jemand ein Gedicht aufsagen wolle.

Wie selbstverständlich kam LaLeLu-Fan Ulla Schwanenberg auf die Bühne und reimte ein Weihnachtsgedicht. Es galt dem Weihnachtsmann, der beim Falsch-Parken ein Knöllchen mit der Aufschrift „Frohes Fest“ bekommen hatte. Da stammelte der sichtlich gerührte LaLeLu-Weihnachtsmann: „Woher weiß die nur, dass ich heute ein Strafmandat erhalten habe!“

Kurz: Die Mischung aus Gesang, Slapstick und politischer Persiflage begeisterte und ist ein weihnachtliches Muss für jeden Kabarettfan.